Ok, es fühlt sich merkwürdig an. Ich schreibe diesen Beitrag seit vielen Wochen in meinem Kopf, versuche meine Gedanken zu ordnen und sie zu Papier zu bringen. Ganz altmodisch mit einem Stift in der linken Hand, am Schreibtisch und mit leiser Musik im Hintergrund, denn so kann ich mich am besten konzentrieren. Ewig hat es nicht funktioniert, die meisten würden Schreibblockade dazu sagen. Doch heute war es anders. Mein Kopfchaos sprudelte nur so aus mir heraus, ich machte Notizen, die außer mir wohl niemand entziffern kann und versuche die einzelnen Wortfetzen nun in einen Beitrag zu packen. Ganze zwei Monate hat sich hier auf dem Blog nichts getan. Tag für Tag einfach nur Ruhe. Es war keine geplante Auszeit, es ist einfach passiert. So, wie das Leben eben spielt.
Normalerweise entschuldige ich mich nicht für Auszeiten, denn es is ganz normal, dass einem manchmal die Inspiration fehlt, man keine Zeit hat oder schlicht und ergreifend auch einfach keine Lust empfindet. Diesmal ist es anders. Ich habe seit vielen Wochen das Gefühl mir etwas von der Seele schreiben zu wollen, dachte es würde helfen mich in meinem Notizbuch auszukotzen oder mein privates Pinterest-Board zu füllen, aber es hat sich danach nur ein kleines Stückchen besser angefühlt. Es geht hier aber nicht nur um mich, ich finde auch, dass ihr es verdient habt einen kleinen Blick „Hinter die Kulissen“ zu bekommen.
Das Daueronline sein nervte mich irgendwann. Es war nicht umsonst einer meiner Neujahrsvorsätze, weniger Zeit am Handy zu verbringen. Natürlich habe ich weiterhin schöne Fotos mit euch auf Instagram geteilt, die Facebook-Seite aktuell gehalten und getwittert, aber es geht darum auch abschalten zu können. Jemandem gegenüberzusitzen und so vertieft zu sein, dass man mal nicht an Social Media denkt. Erst letztens sagte Joris bei seinem Konzert im WUK „Steckt doch alle mal eure Handys weg und genießt den Moment. Eure Erinnerungen sind viel schöner als die Videos, die ihr euch nachher sowieso nie wieder ansehen werdet“. Er hat so recht.
Es war eigentlich ein ganz egoistischer Gedanke: Ich hatte manchmal das Gefühl, dass das Leben an mir vorbeiläuft. Ich weiß zwar nicht, wann es anfing, aber es verfolgt mich nicht erst seit zwei Monaten. Stur wie ich bin, wollte ich es nicht wahrhaben, habe aber Woche für Woche den Blog immer weiter nach hinten gedrängt und Dinge gemacht, die in den letzten Jahren oft zu kurz kamen. Und ja, es hat verdammt noch einmal gut getan. Es war erleichternd, den Kopf auszuschalten und einfach mal nichts zu tippen. Raus aus der Bloggerblase und ein bisschen Abstand nehmen. Zeit mit Menschen verbringen, die das Bloggen nur aus der Ferne kennen. Meine Prioritäten haben sich verschoben und ich habe es nicht gemerkt. Ich habe wochenlang keine Blogs gelesen und mich nicht mal mehr durch den Instagram-Feed gescrollt. Wenn ich abends nicht arbeiten muss, verplane ich meine Freizeit komplett und nehme mir kaum Zeit für den Blog. Ich verbringe lieber Zeit mit meinen Freunden, #qualitytime sozusagen. Ich tanze die Nächte durch und bestelle am nächsten Tag Pizza, weil ich so erledigt bin, lerne viele neue Menschen kennen, bin wieder spontan, verliere mein Herz, entdecke meine kreative Ader von einer ganz neuen Seite, gehe gefühlt jede Woche auf ein Konzert, mache ausgiebige Spaziergänge, treffe mich mit anderen zu Spieleabenden, gehe zu Diskussionsrunden und lebe so gar nicht das Leben, das in die Lifestyleblogger-Klischee-Schublade passt.
Und irgendwo zwischen dem vielen Leben habe ich fast meine Stimme verloren. Die, die ganz genau weiß, wohin sie mit diesem Blog möchte. Ich weiß schon lange, dass ich nie zu den Bloggern gehören werde, die eine Nische bedienen. War nie meines, auch wenn ich andere dafür bewundere. Ebenso weiß ich, dass ich gar nicht jedem gefallen will und lieber meine Ecken und Kanten habe. Ich will nicht nur das machen, was gut ankommt. Wenn es danach ginge, dürfte ich auf Instagram keine Konzertfotos hochladen, das sind nämlich die, die mit Abstand die wenigsten Likes bekommen. Und doch mache ich es, weil dieser ganze Social Media Kram doch Spaß machen sollte. Trotzdem wünsche ich mir manchmal die Leichtigkeit von damals zurück, von vor fünf oder sechs Jahren, als ich nicht so viel nachgedacht habe. Mein Perfektionismus steht mir nämlich trotzdem im Weg. Ich schreibe ungelogen seit 1,5 Wochen an einem Beitrag, lösche Passagen, schreibe sie wieder neu, bin unzufrieden mit den Fotos und lasse den Entwurf liegen. Ich stehe mir selber im Weg, weiß es und mache doch nichts dagegen. An Inspiration mangelt es mir gar nicht, meine Notizen mit Ideen sind seitenlang und auch meine Festplatte geht vor lauter unveröffentlichten Fotos über. Wieder reinzufinden, ist schwerer als gedacht.
Glücklicherweise habe ich den letzten Monaten auch mit vielen Menschen geredet. Nicht nur mit Freunden, sondern auch mit völlig Außenstehenden. Da war kürzlich jemand auf einer Hausparty, der mich fragte, was ich mache, wenn ich nicht in der Agentur sitze. Nach nur 10 Minuten Smalltalk meinte er lächelnd, wie sehr ich aufblühe, wenn ich über das Bloggen rede. Genauso im Dezember auf einer Podiumsdiskussion. Zwar waren viele Freude im Publikum, aber auch Menschen, die mich vorher nie gesehen hatten und bei denen ich einen bleibenden Eindruck hinterließ. Vergangene Woche hörte ich einen Vortrag von Markus Lust, dem Chefredakteur von VICE Alps, der mich unglaublich mitriss und mich nach den vielen kleinen Versuchen endgültig aus meinem Winterschlaf rüttelte. Es ging darum, wie man die besten Geschichten der Welt schreibt und er schaffte es für viele meiner Gedanken die richtigen Worte zu finden.
Ich will mein Leben genießen, Spaß haben und Momente mit euch teilen. Die unterschiedlichsten Facetten und Gedanken. Keine Realität inszenieren.
Natürlich habe ich den Blog vermisst. Versteht mich nicht falsch, ich mag Instagram, Twitter und Facebook sehr gerne, aber nichts könnte dieses Zuhause hier verdrängen und gibt mir annähernd so viel. Ich liebe es Beiträge zu verfassen, die aus mehr als drei Sätzen bestehen, sie mit Fotos zu verschönern und das Gefühl nach dem Veröffentlichen. Eure langen Kommentare, den Austausch mit euch und anderen Bloggern. Ich habe so viel Spaß daran diese Seite mit Leben zu füllen, habe mich aber zwischenzeitlich selber dabei verloren (dafür noch ein Musiktipp von mir: Vier Leben von Bosse). Diese Auszeit hat mir geholfen, mich wieder daran zu erinnern. Danke für eure Geduld, wir lesen uns bald wieder.
Julia
Liebe Mirela,
ich habe deine Beiträge sehr vermisst, und freu mich, dass du wieder da bist –
und das auch noch mit so einem gelungen Post!
Manchmal tut der Abstand zu gewissen Dingen einfach gut, und ist notwendig, um sich wieder darüber klar zu werden, was man wirklich will. 🙂
Liebe Grüße,
Julia
Carmen
Liebe Mirela,
Ich les dich ja noch nicht so wahnsinnig lang, weil ich noch nicht mal ein Jahr selbst in der Blogosphere unterwegs bin – aktiv als Bloggerin und auch passiv; ich muss zugeben, ich hab nämlich davor selbst auch keine gelesen. Und das bringt mich zum Grund meines Kommentars: Das Bloggen und soziale Medisieren (haha) drumherum verschlingen seeeehr viel Zeit. Ich kann dich supergut verstehen, wenn du nach Jahren intensiver Beschäftigung mal den Schritt raus brauchst. Irgendwie hat man teils ja find ich den Insta-Filter ja schon vorm inneren Blick, selbst beim Joggen geh ich mir damit auf die Nerven. Darum predige ich ja immer, dass man alles mit Maß und Ziel betreiben soll… aber das ist schwierig.
Ich pflichte dir jedenfalls bei und find deine Überlegungen grad recht sehr sympathisch. Alles Gute weiterhin, wie immer es du dir auch richtest! 🙂
Ganz liebe Grüße,
Carmen
http://www.goodblog.at
Agnes
Hallo Mirela,
ich freu mich immer sehr, wenn noch jemand Bosse und seinen Texten verfallen ist. Er bringt es einfach immer so schön auf den Punkt.
„Man sieht doch das Leben, vor lauter Leben nicht“
Alles Liebe für dich, mach so weiter, du machst das schon alles richtig!
Viele Grüße aus München
Agnes
Alexandra
Hallo Mirela,
wenn ich ehrlich bin hab ich dich und deine Blogbeiträge vermisst… (Ich hoffe wirklich wir lesen uns bald wieder).
Aber ich kann es verstehen wenn man so intensiv in den sozialen Medien ist und es verschlingt wirklich viel Zeit. Man muss auch die Freizeit genießen können und das machen was einen Spaß macht. Genieß die Zeit und das Leben – alles andere ergibt sich wieder von selbst.
LG Alexandra
Beauty Butterflies
Für mich sind Urlaube immer mein Blog-Detox und allgemein habe ich es runtergeschraubt. Real Life ist wichtig, aber wenn die Lust am Bloggen wiederkommt, muss man sie nutzen. Umso mehr freut es mich, wenn du wieder weiter machst. Einfach mit den Postings, die dich glücklich machen, denn die machen dann auch deine Leser (also auch mich) glücklich! :*
Berit
Ich kann dich gut verstehen, da ich das Gefühl habe, dass Blogs eben auch durch den „Zwang“ auf jedem Social Media Kanal präsent zu sein, für den Macher unwahrscheinlich viel Zeit verschlingen, grade wenn man sie nur als Hobby betreibt. Instagram, Facebook, Snapchat, der Blog…alle Kommentare wollen ja auch moderiert werden, denn niemand hat Lust sich erst durch drölfzig Spamkommentare zu lesen.
Ich hoffe, dass du für dich einen guten Weg findest und wünsche dir viel Erfolg dabei.
Yoyó
Ich denke jedem geht es mal so, hatte auch einige Monate, in denen ich lieber IRL was erlebt hab, statt ständig neue Posts zu planen. Alles völlig legitim. Natürlich freue ich mich auf neue Beiträge von dir, doch das Leben ist nun mal wichtiger. Und ja, so ein Detox tut unheimlich gut!
Carolin
Manchmal braucht man Pausen. Das ist völlig okay und ich kann gut verstehen, wie du dich gefühlt hast. Die Bloggerszene hat sich in den letzten Jahren so stark verändert, dass man manchmal gar nicht mehr mitkommt. Ich freue mich schon darauf, bald wieder mehr von dir zu lesen! 🙂
Maja
Das ist ein sehr schöner Beitrag, danke dafür! Ich kann einige deiner Gefühle nachvollziehen und ich glaube, gerade wenn das Bloggen zum Hauptberuf wird, kann manchmal die Inspiration oder die Leidenschaft darunter leiden. Ich denke, es sollte vor allem kein Zwang sein und deshalb sind solche Auszeiten zwischendurch gut. In diesem Sinne: Willkommen zurück 🙂
Christina
wirklich sehr schön geschrieben! Ich kann nur sagen, mach dir keinen Druck, mache das worauf du gerade Lust hast. Wenn es bloggen ist, toll! Wenn nicht, dass auch toll! ;o)
Meinen Blog gibt es seit über drei Jahren und ihn lesen tun vielleicht gerade mal eine handvoll Leute, aber das ist ok so. Denn mir macht es Spaß und ich berichte über mein Hobby. Wenn ich gerade nichts zu zeigen habe, dann gibt es halt keinen Post, auch nicht schlimm ;o)
Liebe Grüße
Christina
Charlotte
Liebe Mirela, ein wirklich schöner und ehrlicher Post, der bei mir gerade auch sehr gut passt. Auch 2 Tage nach dem lesen hat mich die Frage nach dem online-sein und bloggen irgendwie doch noch so beschäftigt, dass ich auch einen Post verfassen wollte (falls du schauen magst: http://charlottenmarotten.blogspot.co.at/2016/03/sunday-thoughts-offline-ist-der-neue.html)
Bei mir gibt es auch immer wieder so spontane Blog-Pausen und inzwischen habe ich langsam gelernt, sie zu genießen und mich selbst nicht mehr so zu stressen.
Danke für die Inspiration!
GLG Charlotte
Dani
Tut was Dich glücklich macht. Wenn hier ab und an ein Post erscheint, dann freue ich mich natürlich. Allerdings überlebe ich es auch wenn nicht regelmäßig neuer Content kommt. Wenn Dir danach ist dann ok, wenn nicht, dann auch gut 🙂 Ich konnte gut sehen, wie viel Spaß Du am real live hattest udn den lass dir nicht nehmen.
Nicca
Eine Pause schadet nie! Mir geht es oft so, dass ich einfach keine Lust habe und nicht inspiriert bin, dann gefällt mir einfach gar nichts. Aber dann, ganz plötzlich, packt mich wieder die Schreiblust und ich lege los. 😀 Mach einfach das, was dich persönlich glücklich macht! 😉
glg, Nicca von kosmeticca.blogspot.com
Simone
Schön, so schön Mirela! 🙂
Wenn man an etwas schönes wie deinen Blog so sehr gewöhnt ist, muss man manchmal 2-3 Schritte zurücktreten, Abstand nehmen, alles aus einer gewissen Entfernung betrachten, damit man die Schönheit darin wieder erkennt und mit Frische füllen kann! 🙂 Ich werde demnächst wieder einen Link Love Beitrag veröffentlichen und dieser Beitrag hier wird auch ein Teil davon sein <3
Mirela
Oh Simone, danke für deine lieben Worte <3
Babsi
Ein sehr guter und sympathischer Beitrag, voller Lebensfreude! Vllt sollte ich manchmal auch nur leben und genießen, ist gerade mit Kind wichtig und das Leben geht eh so schnell vorbei! LG babsi
Julia
Danke liebe mirels für diesen beitrag – so authentisch und ehrlich geben sich kaum blogger von denen ich blogs lesenubd verfolge! Danke, mach weiter so!
Jeanette
Ja, genau solche Posts braucht es, dann fühlen wir uns alle besser und verstanden. Ich frage mich auch, seit wann und wieso wir eigentlich begonnen haben, uns auf Social Media-Kanälen für unsere Abwesenheit zu entschuldigen. Wahrscheinlich an dem Tag, an dem wir die freudlosen aber dafür möglichst zahlreichen Geburtstagswünsche auf facebook mit einem Sammel-Danke beantwortet haben und das nicht mal komisch fanden.
Lisa
Hallo Mirela,
mir hat dein Beitrag echt gut gefallen und ich finde es gut, dass du nicht immer dem sogenannten Blogger-Klischée gerecht wirst und auch mal auf Konzerte und eben tanzen gehst. Oft kommt es mir schon bei den vielen Bloggern vor, dass sie uns manchmal etwas vorspielen und einfach zu perfekt in der virtuellen Bloggerwelt rüberkommen wollen.
LG,
Lisa
Jen
Hallo Mirela, diesen Artikel hast du wirklich super schön geschrieben und absolut ins schwarze getroffen. Wie wahr – OFFLINE IS THE NEW LUXURY – irgendwie verrückte Welt, aber so ist es einfach. Ich freue mich, wieder mehr von dir zu Lesen. Bin schon gespannt. Liebe Grüße Jen