Da sitze ich, mit einem Häferl Tee am Schreibtisch, im warmen Pulli und höre den Regen ans Fenster prasseln. Anfang August. Wie ich mich ablenke? Mit Erinnerungen ans Reisen. Ich habe in den letzten Monaten so viele großartige Dinge erlebt, war viel unterwegs und zugegeben auch ein wenig egoistisch. Wie ich darauf komme? Ich habe meine ganzen Eindrücke nie mit euch geteilt, zumindest nicht hier auf dem Blog. In meinem Kopf schwirren so viele unfertige Beiträge, Wortfetzen und Gefühle, meine Festplatte ist gefüllt mit schönen Fotos. Ich glaube in den letzten Monaten hatte ich nicht nur in meinem Leben einen Wendepunkt, auch der Blog als Teil von mir, wollte sich verändern. Klassische Quarterlife-Crisis. Im März wollte ich es vermutlich noch nicht ganz wahrhaben. Meine Prioritäten änderten sich, ich steckte meine Energie in andere Projekte, arbeitete viel, war viel unterwegs und die Zeit dazwischen füllte ich mit Freunden. Typisch ich, ganz oder gar nicht. Irgendwann wurde mir aber alles zu viel und ich konnte nicht mehr abschalten, hatte Schlafprobleme und wusste, dass der Punkt erreicht ist, an dem man sich etwas zurückziehen muss. Die Luft war raus. Würde mir das Schreiben, Fotografieren und Teilen meiner Gedanken nicht so sehr Freude bereiten, hätte ich vermutlich schon längst aufgehört. Ich glaube aber, dass es sich lohnt zu kämpfen. Ich habe etwas Abstand genommen und gehofft, endlich rauszufinden wohin ich will, weil es eigentlich nicht meine Art ist kein Ziel vor Augen zu haben. Vor zwei Wochen wurde ich still und heimlich ein Jahr älter und nutzte die Ruhe um nachzudenken.
Meine Freunde haben vermutlich alle schon längst gemerkt, dass ich mich in der Blogosphäre, so wie sie gerade ist, nicht mehr ganz so wohl fühle. Ich genieße es in meiner Freizeit über andere Dinge zu reden, bin genervt, wenn ich neue Menschen kennenlerne und nur auf den Blog reduziert werde, gehe nur mehr auf wenige Events, scrolle desinteressiert durch meinen Instagram-Feed und die Liste an Blogs, die ich regelmäßig lese ist sehr klein geworden. Und trotzdem ist da ein Teil von mir, der nicht loslassen will, einfach, weil es verdammt noch einmal immer noch Spaß macht. Wenn ich mich hinsetze und meinen Gedanken freien Lauf lasse und darauflostippe, merke ich jedes Mal, dass es mir fehlt nicht regelmäßig zu bloggen. Dass die Leidenschaft doch noch nicht erloschen, aber auf Sparflamme ist. Nicht selten kommt es vor, dass mir eine Artikelidee im Kopf herumschwirrt, ich mir denke „Nein, das passt nicht zu meinem Blog“ und meine Motivation selber im Keim ersticke. Eigentlich ein ziemlich dummer Gedanke, schließlich hat sich der Blog seit Bestehen (es sind nun schon 6 Jahre!) auch immer wieder verändert.
Und so saß ich nun paar Tage nach meinem Geburtstag am Schreibtisch, sah mir TED Talks an, las inspirierende Beiträge und dachte mir: Mirela, fang einfach an. Wenn du lieber 10 Beiträge hintereinander über deine Reisen schreiben möchtest, dann tu das. Wenn du deinen Fokus lieber auf Wien setzen willst, obwohl du viele Leser aus anderen Städten hast, egal. Wenn du auch mal Freunde zu Wort kommen lassen willst, gib ihnen den Raum dafür. Wenn du weißt, dass du nicht genug Selbstdarstellerin bist, dann bleib einfach so. Scheiß auf all die Dinge, die Erfolg bringen sollen. Fast täglich bloggen, ein guter Mix aus Themen, viele Selfies, ein cleaner Feed, den Alltag auf Schritt und Tritt auf Snapchat posten und nie anecken. Irgendwann macht das keinen Spaß.
Und irgendwie motivierte mich das.
caro
„Wenn du weißt, dass du nicht genug Selbstdarstellerin bist, dann bleib einfach so“ – boah, in diesem satz kann ich mich so gut wiederfinden!
ich kämpf auch gerade mit einer mittelgroßen sinnkrise und hab fast gänzlich die motivation verloren, noch etwas am blog zu machen. das meiste, das aktuell passiert, entsteht aus selbstauferlegtem druck und der zwang zur selbstinszenierung geht mir so dermaßen auf den senkel! manchmal denk ich mir, dass ich es einfach sein lassen soll, gleichzeitig weiß ich aber, dass mir der blog sicher abgehen würde. hach, man hat wohl manchmal solche phasen 🙂
danke für diesen text – hat gut getan ihn zu lesen und zu sehen, dass es nicht nur mir so geht!
Mirela
Ach Caro, ich hätte NIE gedacht, dass es dir auch so geht. Dein Blog ist einer von den wenigen, die ich immer noch gerne lese, einfach weil ich deine Art so mag und erfrischend finde. Weil du andere Zugänge, zu ausgelutschten Themen findest und mich immer wieder überrascht. Vielleicht findest du deine Motivation auch wieder, ich würde mich sehr freuen!
Caro
Ich hier grad so; <3 <3 <3
Danke dir 🙂
Ulla
Du sprichst mir aus der Seele, genauso geht es mir bezüglich meinem Blog. Wenn ich dann am Blog arbeite und an einem Beitrag schreibe, dann merke ich dass ich Freude daran habe. Aber oft denke ich auch nach ob das Thema zu meinem Blog passt oder nicht – aber in der Zwischenzeit muss ich ganz ehrlich sagen „ist mir egal“ – denn es ist mein Blog und ich kann tun und lassen und vor allem schreiben was ich will und wie mir der Schnabel gewachsen ist.
Andrea
Dein Beitrag ist mir sehr, sehr sympathisch. „Scheiß auf all die Dinge, die Erfolg bringen sollen“ – wie wahr! Kein Verbiegen, kein Mithalten, einfach nur das auf seinem Blog tun wann man will und was man will und keinerlei Gedanken daran verschwenden, ob die Bloggerkolleginnen es wohl gut finden oder auch so handhaben oder sonst was.
Ein Blog ist etwas sehr Privates, finde ich. Man teilt die dortigen Gedanken mit der Außenwelt so wie man mag. Und ich finde es ganz wichtig, dass man das in dem Rahmen macht, der einem selbst zusagt und mit dem man sich identifzieren kann. Soweit ich weiß, kennst Du meinen Blog. Ich habe mich in 6 Jahren bloggen verbessert, was Fotoqualität angeht u.a., das ganz sicherlich, aber, ich habe immer eine klare Linie gehabt, dass der Blog mein Hobby ist. An das ganze Erfolgsgequatsche habe ich mich nie beteiligt, auch, wenn mich manche Dinge zur Optimierung, was z.B: Design angeht sehr interessieren und ich auch gerne Vorschläge aufgenommen habe bzw. einfach mehr Ehrgeiz reingestellt habe. Letztlich komme ich aber immer wieder zurück zur Basis: Ich blogge ohne Zwang und Druck, ohne finanzielle Absichten. Mein Erfolg sind die Besuche und Kommentare auf meinem Blog. Es mag kaum glaubhaft klingen, aber mir sind Kommentare wichtiger als sehr gelegentliche Gratisprodukte, die selbst ich ab und zu mal erhalte. Kommentare, Leser, das ist das, wo ich denke, da lohnt es sich immer wieder, über etwas zu berichten. Egal, wie teuer es war, egal, ob es den jetzigen Trends entspricht. Ich mag die Beautyblogger-Welt nur noch sehr eingeschränkt; viele sind mir unsympathisch geworden, weil ihnen der vermeintliche Erfolg offensichtlich zu Kopf gestiegen ist und ich glaube, manche haben auch bissel die Bodenhaftung verloren; vom Extremkonsum mal ganz abgesehen. Mach einfach, was Du machen möchtest! Menschen, die Dich mögen, werden Dir auch weiter folgen! Liebe Grüße
Janina
Und das ist der Grund, warum ich schon seit so vielen Jahren immer wieder hereinlasse. Weil Du Du bist und du dein Ding eigentlich schon immer so durchgezogen hast, wie es für dich in dem Moment richtig erschient. Und das finde ich toll. Ich bleib weiter hier, denn hier bin ich immer wieder gern!
Mirela
Ach, ich freu mich so, dass das bei euch auch so ankommt!
Marta
BUSSSSSIIIII!!!!! Sehr schöner Beitrag!
Tina
Ach Mirela, ich hab mich schon gefragt, was mit dir los ist. Hab vorbeigeschaut und deine Beiträge vermisst. Aber ich versteh dich zu 100 % Prozent. Mir geht es irgendwie ähnlich. Mir gehen die Diskussionen über den Blog mittlerweile schon so auf den Keks. Man wird von Leuten, die einen nicht kennen oft auf den Blog reduziert, mit Blicken angesenen als ob man vom Mars wäre. Ich frage mich dann immer, ob ich sensibler geworden bin und mir das deshalb jetzt erst so richtig auffällt und diese Reaktionen eh schon immer da waren oder was sich eben genau verändert hat. Liegts am Alter oder doch eher an den Menschen, die mich im Moment aufgrund meines Berufes umgeben. Aber meine Motivation wäre dann doch irgendwie noch da. Oft war ich kurz davor über politische Themen zu schreiben. Hab Beiträge sogar im Entwurf liegen, aber nie auf Publizieren geklickt, denn irgendwie passt es nicht zu meinem Blog. Aber wie du sagst, es passt ja dann doch zu einem selbst und der Blog spiegelt ja das Ich wider, also passt es im Endeffekt doch zum Blog hahaha wirres Zeug. Naja, bin auch gerade in einer „wie-gehts-weiter-Krise“ hahaha.
Auf jeden Fall: Dein Beitrag oben war so ehrlich. Spiegelt dich super wider: Total authentisch und bodenständig. Und ich bin mir sicher du findest den richtigen „Blogweg“. Ich schaue bestimmt weiterhin gerne vorbei!
LG
Tina
Mirela
Danke für deine lieben Worte, Tina. Manchmal muss man einfach bisschen flüchten und Abstand nehmen, ich hab das definitiv gebraucht.
Ich weiß, man muss es selber entscheiden, aber: Tu es! Alle Beiträge, bei denen ich bisher gezweifelt habe, sind wirklich gut angekommen, da waren die Sorgen ganz umsonst 🙂
Ich hoffe, dass ich „meinen Weg“ finde. Gar nicht so einfach sich damit abzufinden, dass man mal nicht weiß, wohin die Reise führen soll.
Carolin
Dein Blog ist einfach unheimlich toll und authentisch! Ich würde mich sehr freuen, wenn es hier in Zukunft wieder mehr Beiträge geben würde. Egal, über welche Themen. Wichtig ist nur, dass es dir persönlich Freude bereitet.
Mirela
Carolin, danke dir! Das freut mich wirklich sehr 🙂
Laura
Hach.
Ich bin immer froh, wenn ich lese, dass es anderen Bloggern ähnlich geht wie mir. Mein aktueller Blog besteht seit 2010 und war von Anfang an ein reiner Foodblog. Zwar in einer speziellen Nische, aber ein Foodblog.
Mir hat es immer schon viel Spaß gemacht zu bloggen, ich hatte vor 2010 einen privaten Blog, den ich dann allerdings aus Zeitgründen aufgegeben habe.
Dieses Jahr im Mai habe ich mich dazu entschieden einen ähnlichen Weg einzuschlagen wie du. Ich habe meinem Blog ein neues Layout verpasst und ich blogge nicht mehr „nur“ über Essen/Rezepte, sondern „auch“.
Ich fühle mich in dem ganzen Bloggerurwald auch nicht mehr so recht zu Hause, mich nerven viele Dinge und so sehr ich meinen Blog und das Kochen/Backen liebe: Neben meinem Brotjob habe ich keinen Bock meinen Blog so professionell hochzutrimmen, dass meine gesamte Freizeit nur noch in dieses eine Projekt fließt.
Das klingt womöglich widersprüchlich, aber bestimmt verstehst du, was ich damit sagen will. Mein Blog ist mir wichtig, aber es gibt eben auch andere Dinge, die mir wichtig sind.
Ich blogge inzwischen auch über Themen, die nichts mit Essen zu tun haben, einfach weil sie mich interessieren. Das Food-Thema wird immer einen Platz auf meinem Blog haben, aber es macht mir mehr Spaß, wenn ich mich „freier“ bewegen kann. Ich habe auch gesagt: Scheiß auf Konzept, Professionalität, diesdasAnanas. Es soll Spaß machen. Deswegen finde ich es genau richtig, diesen Weg zu gehen, wenn es sich gut anfühlt.
Sorry. Kleiner Kommentar-Roman 😀
Liebe Grüße!
Laura
Nicca
Hey,
da ich selbst blogge, kann ich das nachvollziehen. Ich hatte jahrelang ein tief, wo gar nichts kam. Aber mittlerweile läuft es ganz gut und macht mir wieder sehr viel Spaß. Dabei bleibe ich einfach ich und passe mich nicht an – die, die es mögen, besuchen mich regelmäßig. Die, die es nicht mögen, brauchen auch nicht vorbeizukommen. Ich blogge in erster Linie für mich selbst, als Hobby. Und nicht für andere.
glg, Nicca von kosmeticca.blogspot.com
Viki
Ach Süße, Du bist so ein wunderbarer Mensch ! Dein post ist großartig! Und ja : Dein blog ist dazu da dich zu repräsentieren so wie du das möchtest. Nicht „das passende“ zu sein oder perfekt oder nen coolen Feed der für immer so sein muss und man 20 Minuten sich über Fotos Gedanken machen muss..- sondern du. Freue mich auf viele neue Blgposts so wie es dir gefällt. (Und ich bin auch ein egoist: weil ich weiß dass sie mir dann auch gefallen *gg*) Und beim nächsten mal kommst mit mir zu einer Blogger Conf in USA mit. Ein Raum mit 3000 Bloggern wo alle Business machen mit dem wie sie sind ( und nicht daran denken sich zu verbiegen – because we are woman, you know? and I have something to give 😉 ist das inspirierendste und vor allem lustigste Sache die ich je erlebt habe.
WHATEVER HAPPENS: DO WHAT YOU LOVE !!
Bussi & viel Spaß!!!! 🙂 #becausethatswhywearehere
Jacky N.
Ich denke die wichtigste Erkenntnis, um den Spaß am Bloggen nicht zu verlieren, ist wirklich, dass man einfach das schreibt und postet worauf man Lust hat. Warum soll ich bloggen, wenn ich nicht mal das machen kann, was ich will.
Ich würde mich auf jeden Fall freuen, wenn es in nächster Zeit wieder öfter etwas gibt, egal um was es geht 🙂
Alles Liebe, Jacky N.
Hana Mond
Man muss halt wissen, was man möchte – bloggt man, um damit Geld zu verdienen, bleibt einem meist nichts anderes übrig, als sich auch um Optimierungsdinge zu kümmern – es gibt wohl keinen Weg, Geld zu verdienen, der immer Spaß macht. Bloggt man hauptsächlich als Hobby und Verdienste sind nicht vorgesehen oder nebensächlich, kann man drauf pfeifen, was man tun „muss“ oder „sollte“ – lieber mit weniger Lesern glücklich bloggen als sich mit vielen Lesern zu stressen, bloß um die Quote zu halten. Wenn es ein Hobby ist, sollte es hauptsächlich Spaß machen!